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Farbwert-Skalierung und 48bit-Ausgabeformate

Berechnungsprozesse, die ein zu kleines Farbspektrum ausnutzen, führen zur Beeinträchtigung der Informationsqualität. Suboptimale Algorithmen in den Operatoren (Retusche, Farbmanagement) sind für den Anwender außerhalb der Einstellparameter nicht beeinflußbare Fehlerquellen der Software. Jede weitere Anwendung der Filter-Operatoren summiert dann verlustreich die fehlerhafte Darstellung. Die Retusche-Werkzeuge, wie Brush- und Verlauf -Operatoren sind von besonderer Bedeutung.

Sichtbare Verarbeitungsfehler sind beispielsweise die Reduktion der Farbluminanz, die gestauchte und verschobene Farbverteilung, Dynamikverluste oder Abstufung von Farbarealen. Wo im Original ein harmonischer und gleichmäßiger Farbverlauf erkennbar war, sind nach der Operator- oder Konverter-Anwendung Störungen wie unnatürliche Abstufungen in den Farbflächen zu erkennen.

Ob Software qualitativ hochwertig berechnet und damit für präzise Bildoperationen wie Bildrekonstruktion oder Optimierung geeignet wäre, läßt sich mit Rekursionstests nachweisen, die sowohl das tatsächlich verfügbare Wertespektrum wie auch die Fehlertoleranzen ermitteln. Solche Test-Verfahren kann man vereinfachen und für den täglichen Bedarf nachbilden.

Ein Test zum selber machen: Nehmen wir als Beispiel die drei Großen der Bildbearbeitung aus der Windows-Welt und stellen annähernd gleiche Werte für das Brushwerkzeug ein, verwenden also die "kritischen" Parameter aus der realen Praxis, wie höhere Transparenz, geringe Farbdichte und kleinere Radien. Dazu erstellt man ein 250x250px Image mit weißem Hintergrund, die Brush-Farbe stellt man auf 100% Rot, Brush-Größe auf 100px, Transparenz auf 95% und für den Randverlauf wählt man 95%. Dann wenden wir den Brush-Operator einfach 20 mal auf exakt gleicher Position an und sehen was geschieht.

Mehr oder weniger deutlich sichtbar sind im Testabbild störende und unharmonische Abstufungen, obwohl die eine oder andere Profisoftware für professionelle Profis angeblich durchgehend mit 48bit berechnet. Bei den Brush-Operatoren scheint das nicht grundsätzlich der Fall zu sein, auch wenn das Ergebnis in ein 48bit-Format abgespeichert werden kann.

  
 
Brush-Test bei Corel Photopaint. Man kann eindeutig die radialen Gradienten erkennen. Selbst für "Webdesign" grenzwertig. Hochwertige Retusche ist so jedenfalls nicht machbar.   Zweiter Brush-Test mit Corel Photopaint. Erst nach umfangreicher Korrektur-Justierung ist das Ergebnis halbwegs brauchbar. Wenigstens lassen sich die Parameter optimieren.
     
  
 
Brush-Test bei Adobe Photoshop. Auch hier fallen radiale Abstufungen störend auf, wenn auch weniger ausgeprägt als bei Corel. Photoshop liegt jedenfalls bei den Anschaffungskosten eindeutig vorne.   Brush-Test bei GIMP. Ausgerechnet der Exot und auch noch als Freeware erzielt auf Anhieb ein gutes und brauchbares Resultat - und das ohne ominöse 48bit-Berechnung und Korrektureinstellungen.

   
Je stärker das Ergebnis von der idealen Gauss-Charakteristik abweicht, desto minderwertiger sind die Retusche-Werkzeuge. Ein unkorrigierter Corel-Brush ist nahezu nicht brauchbar, Photoshop ist nur etwas besser, GIMP ist der klarere Überraschungssieger.  

   

Selbst der unbedarfte Laie kann erkennen, welches Ergebnis gleichmäßiger ist. Nehmen wir die Werte einzelner Pixel unter die Lupe und messen die Farbabstufung vom Zentrum radial nach außen, dann sind Unstetigkeiten auf einer 5 Pixel-Distanz mit Sprüngen von mehr als 7 auf 255 (2,74%) Farbwerten erkennbar und damit ist klar: So mache Software hat schon mit den 24bit seine Mühe und scheinbar findet die 48bit-Berechnungstiefe wohl eher bei der Kaufpreis-Berechnung Verwendung.

Fehler dieser Kategorie enstehen, wenn im Workflow einzelne Operatoren nicht die 48bit Farbtiefe ausnutzen, intern nur 8bit-Farbtiefe skalieren oder noch weniger Werte pro Farbkanal effektiv nutzen, zum Vorteil der Prozessbeschleunigung und zum Nachteil der Feinjustierung mit entsprechenden Ergebnissen. Was nutzt das Abspeichern in 48bit-Formate, wenn einzelne Bearbeitungsoperatoren offensichtlich nichtmal die 8bit-Farben effektiv berücksichtigen ? Die numerische Fehlerwirkung ist um so größer, je kleiner der genutzte Zahlenraum ist.

Gimp ist nicht gerade die etablierte Bildbearbeitungs-Software. Sie muß sich aber offensichtlich nicht hinter großmauligem Prifi-Gehabe verstecken, obwohl sich die Manual-Ergonomie umständicher darstellt. Corel-PPT hat eine ausgefeilte Ergnonomie, fast perfekt für flüssige und schnelle Arbeitsweise, dafür scheint es bei der Präzision der Farbwertverarbeitung unübersehbar zu hakeln. Photoshop ist der marktführende Kompromiss aus Ergnonomie und Farbwert-Präzision der beiden Konkurrenten.

Wenn man bedenkt, daß ein alter "Aldus Photostyler" (ab 1991, Windows 3) oder eine noch ältere "Quantel Paintbox" (ab 1981) mit dieser aktuellen Software bei den relevanten Funktionen ganz entspannt wenigstens mithalten kann, und das ohne 48bit-Berechnung, dann darf man sich nach mehr als 20 Jahren Entwickungszeit die Augen reiben ...

Es lohnt sich Bildbearbeitungssoftware mal auf den Prüfstand zu stellen und die Kaufentscheidung nicht der täglichen Meinungsmache zu überlassen. Unabhängig vom "Profi-Gehabe" kann man folgendes feststellen: Ein System, das im 24bit-Format nicht in der Lage ist das Brush-Werkzeug in halbwegs gleichmäßigem Farbverlauf abzubilden, ist weder professionell noch innovativ. Bleibt abzuwarten, ob nachfolgende Upgrades solche Entgleisungen beheben.    gecco-031, mf-026

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