DIGITAL IMAGING
Astronomische
Sensoren sind in Multiframebauweise etabliert, auf
einer Planebene angeordnet, ähnlich wie viele
DSLR-Kameas nebeneinander. Ein eindrucksvolles Exemplar
ist dieser
e2v-Sensor.
Ein nutzbares Spektrum von 300 bis 1100nm, verteilt
auf einem Areal mit derzeit genutzten 340 Mio Pixel
(theoretisch 377MP). Auf einer Fläche von etwa
25 cm² bei einer planaren Maßhaltigkeit
von < 10 µm sorgen 36 (ursprünglich
40) CCDs (e2v-CCD42-90,
2048x4612px, 13.5µm) für eine metrisch
exakte Fokusierung mit entsprechender Auflösung.
Ein-einhalb Jahre hat die Fertigung gedauert und Ende
2001 war der gigantische Sensor ("megacam")
betriebsbereit. Das System ist seit 2002 in Mauna
Kea (Canada-France-Hawaii-Telescope)
installiert. Belichtungsbedingungen werden in der
Astronomie weniger in Sekundenbruchteilen realisiert,
denn
das Readout von fast 400 Mio Pixeln dauert schon etwa
30 Sekunden. Die extremen Lichtverhältnisse limitieren
nicht nur die Bildfolge. Schwache
Lichtverhältnisse, starke Intensitätsdifferenzen
und extremere Spektalbereiche gehen an die Machbarkeitsgrenzen
und verlangen zuverlässiges Processing. Belichtungen
über mehrere Minuten oder sogar einer Stunde
fordern höchste Signalreinheit, eine exakte Objektnachführung
und bei optischen Eingangsöffnungen beispielsweise
von 3 Metern und mehr auch eine möglichst schwingungsfreie
Positionierung. Ein Equipment von Filtern, Blenden
und Masken, schnell und einfach auswechselbar, gleicht
einer überdimensionierten
Kompendium-Kasette für Rahmenfilter und sorgt
für die Selektion von Spektralbereichen oder
Ortsarealen nach Bedarf.
Zur
Eliminierung von Signalrauschen könnte das Sensor-System
bis auf -130 °C (nominal -100 bis -120°C)
gekühlt werden. Im IR-Spektrum ist die "Eigenwärme"
ein Kriterium für die Differenzierungsqualität.
Im sichtbaren Bereich, wäre das thermische Dunkelstrom-Rauschen
bei etwa -50°C quasi eliminiert. Mit einer Kühlung
von etwa -100°C und tiefer sind hochdifferenzierende
IR-Datensatze produzierbar, für die sich auch
die biologische Diagnostik interessiert. Sehr viel
tiefere Temperaturen machen nur Sinn für das
ultra tiefe IR-Spektrum, die besonders für die
astronomische Metrik von Bedeutung sind. Die qualitative
Aufzeichnung im ultra tiefen IR-Spektrum verlangt
eine spezialisierte
Sensorik in verteilhafter Flächen-Dimensionierung.
Extreme Kühlssysteme mit genugend Reserve sind elekronisch
nichtmehr realisierbar. Hier helfen nur noch altbewährte
Mittel. Die
Stickstoff-Kühlung ist unter optimalen Bedingungen
bis zu etwa -196°C betriebsfähig und die
Helium-Kühlung reicht an die 4 Kelvin-Grenze
heran mit -269°C. Die Physik und angewandte Astronomie
verlangen in jeder Hinsicht alles, was optische und
sensorische Technolgie aktuell zu bieten hat.
Das Mosaik-Konzept (Multiframebauweise, Sensoranordnung)
kann wesentlich preiserter gestaltet werden durch die Bestückung mit CCD- oder CMOS-Sensoren aus
der aktuellen Serienfertigung der Kategorie Pocket- und Mobilephone-Kamera-Technik. Verschiedene
Varianten sind bereits aus dem Protypen-Status herausgewachsen. Die Sensor-Chips werden auf eine Multilayer-Platine
in Mosaik-Anordnung montiert und auf der Rückseite befinden sich Processor, Periferie-Elektronik und
kleine SMD-Komponenten. Die gesamte Interface-Elektronik, die Ausgänge und Steckverbindungen sind in
einem Abstand von etwa 1.5cm auf der dahinterliegenden zweiten Platine platziert, sodaß die gesamte
Einbaugruppe formstabil und für die Montage vorteilhaft klein dimensioniert ist.
Mit 500 Mio Pixel und einem 12bit Video-Output liefert diese
MF-Sensorik Videostreams mit 30f/s und Einzelbilder aus einer Bildfläche von ca 72x56mm. Das Kamera-Modul
könnte zur Reduktion des Signalrauschen mit zwei kleinen Peltierelementen gekühlt werden. Wenn man nur
die gigantische Pixelzahl für das Eingangssignal berücksichtigt, würde man ein hochpräzises
Adlerauge vermuten. Doch unmittelbar nach dem Einlesen wird die Pixelzahl durch einen schnellen Algorithus
drastisch reduziert. Danach fällt das Rauschen nicht mehr störend ins Gewicht und trotz der
durch Chipdesign erzwungenen Montagelücken ist danach eine lückenlose Abbildung gewährleistet.
Die reduzierte Pixelzahl dieser Mosaik-Sensorik liefert in Kombination mit Image-Processing (Filter, Bildkorrektur,
Pixelreduktion, Datenkompression) und hochwertiger Mittelformat-Teleoptik (300 bis 2800mm) sogar aus 6000m Distanz
noch ein "relativ" sauberes Videobild. Solche Systeme finden u.a. in der Drohnen-Fernaufklärung, im
militärischen Umfeld, für die Airborne-Archäologie oder im Bereich der Kontrolle und Vermessung
von Infrastruktur ihre Anwendung. Die Kosten liegen ohne Optik unter 6000 Euro - im Vergleich zur e2v-Sensorik
eher die "Sparbüchsen-Version". Was man in diesem Vorläufer-Konzept erkennen kann, ist die Tendenz zu
einer Art Giga-Pixel-Cam, die sich aus der preiswerten Consumer-Serienfertigung bedient, aber durchaus mit
Hochleistungs-Sensorik bestückt werden könnte. Die Zielsetzung war offensichtlich aus preiswerter
Produktion eine hinreichend gute Bild-Qualität bereitzustellen.
Im
Vergleich zu den kostenreduzierenden MF-Technologien
oder den "Wegwerf-Kameras" der Militäranwendung
verlangt die Herstellung von großen Singleframe-Sensoren
mit ähnlich hoher Pixelanzahl in jeder Hinsicht
höchsten technischen und finanziellen Aufwand.
Die Materialreinheit, seine Oberflächen-Beschaffenheit,
die Toleranzen, die Layout-Dimension, die Schaltungsdichte,
die hohe Fertigungspräzision und die geringe Stückzahl
treiben den Marktpreis nach oben. Hochauflösende
Singelframe-Sensorik in Dimensionen (7xNcm) ist in aktuellen
(2008) Mittelformat- und GB-Kameras der Premium-Klasse nahezu
nicht zu finden.
Derzeit
größter Singleframe-Sensor, der in Serienfertigung
auf "einem" Wafer produziert wird, ist der
CCD-Sensor STA1600A
(STA
California). Die Pixellänge von 9µm erreicht bei einer sensorischen
Fläche von 9.5cm x 9.5cm die Pixelzahl von 112
Mio (10560x10560) und erwartungsgemäß eine
außergewöhnliche Signalreinheit. Im
Unterschied zur Mosaik-Anordung bleibt hier die volle
Eingangsauflösung bis zum Output erhalten. Das
Bildrauschen bei solcher PD-Dimensionierung ist bereits
ohne Kühlsystem oder numerischer Filterung gering,
dennoch kann der Sensor bei Temperaturen bis zu -130°C
betrieben werden. Ein Update dieser
Technolgie
und noch größerer
Sensoren sind bereits in Arbeit. Die Fernaufklärung
und natürlich die Astronomie sind Anwedungsbereiche
für solche Giganten.
Sensoren
in Zeilenbaueise sind ebenfalls etabliert, beispielsweise
für Flugzeug- oder Satelliten-Kameras. Das zeilenweise
Einlesen der Bildfläche erfolgt ähnlich
wie man es von Kopierern und Scannern aus der Bürotechnik
kennt.
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Frame-CMOS-Sensor |
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Zeilen-CCD-Sensor |
Die Flächenabtastung bei hochauflösenden
Repro-Systemen oder auch bei optischen 3D-Scannern ist naturgemäß über die Zeilenlänge
in x-Richtung begrenzt und eine lineare Bewegung bzw Schienenführung, Spaltungs-Prisma,
Rotationsprisma, Rotationsspiegel, Kippspiegel u.a. ist für die y-Richtung der Bildebene
zuständig.
Die mechanische Verschiebung des gesamten Sensorelementes provoziert zusätzliche Fehlerquellen,
ist langsam, verursacht Vibrationseffekte und wird im allgemeinen vermieden (mit Ausnahme von
Büro-Technik und Großflächen-Scannern). Eine schnellere Bildfolge ermöglicht die
Spiegel- und Prismen-Ablenkung während die sensorische Baugruppe statisch bleibt. Ein Spiegelsystem
ist vorteilhaft, weil es keine Aberrationsfehler erzeugt, sehr leicht und damit schnell zu bewegen und
auch preiswerter ist.
Was beim Repro- oder 3D-Scanner der y-Ablenkung ist,
ergibt sich beim Satelliten oder dem Flügzeug ganz von selbst durch seine Bewegungsrichtung.
Während das Fluggerät permanenter Stabilisierung der Kursrichtung bzw der Flughöhe per
GPS, Radar und Kreisel unterliegt, bewegt sich der Satellit mit ballistischer Präzision. Der
Orbital-Kurs bei 10facher Geschoß-Geschwindigkeit und die Erdrotation funktioinieren wie ein
perfektes Uhrwerk.
Die Farbseparation bei statischen Sensor-Systemen übernimt eine lichtaufspaltende Prismenanordnung,
die mehrere Sensoren gleichzeitig mit visueller Information versorgt, und die Zeilenbreite definiert mit
jeweiliger Optik die Bildbreite auf der Erdoberfläche.
Beeindruckend gigantische Sensorik in
Zeilen-Technologie, kann man an der ADS40 und der ADS80 (Leica
Geosystems) bewundern. Zu dieser Kategorie gehören auch die UltraCamD (Vexcel) und
die Intergraph Z/I Imaging DMC (ein SF-Sensor), die DiMAC-2 (DiMAC-Systems) oder die Zeiss
VOS40. Solche Systeme können in Aufklärungsflugzeugen oder modifiziert auch in
Satelliten installiert werden. Die ADS40 findet beispielsweise mit konfortablem Steuersystem
(fast) mobil in einem Flugzeug platz. Leider paßt die ADS auch ohne Flugzeug nicht in
die praktische Phototasche.
Leica ADS80: Auflösung 12000 Pixel
pro einzelner Zeile mit Pixelgröße von 6.5µm in 8 spektrale Zeilen separiert (2x Rot,
2x Grün, 2x Blau, 2x Near-IR). Übertragen auf ein (1:1)-Quadrat ergeben sich 144 Mio Pixel
für ein 4-Kanal-Abbild und im (2:3) schon 216 Mio Bildpunkte.
Zeilen-Scanner haben trotz der hohen Auflösung bei vergleichsweise guter Kosteneffiziens
einen entscheidenden Nachteil. Sie können aufgrund der Abtastmethode keine schnell bewegten
Detailereignisse zeit- und ortssynchron abbilden. Schnell bewegte Objekte vor statischem Hintergrund
sind ab bestimmten Winkelgeschwindigkeiten nicht unverzerrt darstellbar, ähnlich wie bei
einem
langsamen Tuch- Schlitzverschluß. Zur metrischen Korrektur bedarf es einer Bildentzerrungs-Numerik,
die vom Winkel, der Bewegungszeit und der Bewegungsrichtung abhängig ist.
Sehr schnelle Ereignisse bei stark unterschiedlichen Relativgeschwindigkeiten sind nicht sichtbar, obwohl
der Hintergrund glasklar abgebildet wird, was die Begründung dafür liefert, warum diese Bauweise
für die Beobachtung von kosmischen Ereignissen nicht bevorzugt wird.
Die geometrisch präzise Gleichmäßigkeit (Winkelgeschwindigkeiten relativ zum Objekt),
der korrekturfähige Ausrichtung und die ballistische Stabilität von Satelliten bieten hingegen
ein ideales Anwendungsumfeld beispielsweise die Erdoberfläche zu vermessen (3D-Profil, Geo-Diagnostik,
Navigationskartographie, Archälogie usw) und abzulichten. Eine Bewegungs-synchrone Neigungs-Korrektur der
Optik sorgt für hinreichend kurze Belichtungszeiten mit entsprechender Optimierung der Auflösung,
denn bei den extremen Teleobjektiven und der hohen Geschwindigkeit verstreichen etwa zwischen 7 und 8km
Bodenlänge schon innerhalb einer Sekunde.
Hersteller und Kunden sind erstaunlich schweigsam, wenn es um relevante Technologien geht, Betreiber
stellen sich als Technologie-Hersteller dar und die HigTec-Konstrukteure legen Wert darauf nur als
"Waschmaschinen-Exporteur" in Erscheinung zu treten. Im Gegensatz zu "Global-Großschnauz-Technologies",
verzichtet man auf aggressive Werbepräsenez. Möglicherweise ist diese Handhabe nicht einer "ehrenvollen
Bescheidenheit" geschuldet, sondern der Zielsetzung Export-Verbote gut getarnt zu umgehen. Solche
Kameras und Optiken sind in militärischen Systemen zu finden, wie etwa in Geo-Aufklärungs-Satelliten
oder in Zielerfassungssystemen von Flugzeugen, in Hubschraubern oder Drohnen. Was tatsächlich mit
hochwertigen Systemen machbar ist, zeigt sich in aktuellem Geo-Bildmaterial mit einer so klaren Farbbrillance
und detailierter "Dreidimensionalität", daß man den Eindruck gewinnen könnte die
filigranen Gebirgsstrukturen
berühren zu können. Im Vergleich sieht man, daß Google und Co bestenfalls die komprimierte
C-Ware erhalten. Zusammengefügte (1:1)-Streams können pro Abbildung Gigabytes in Anspruch nehmen
und kombiniert mit metrischen GPS-Daten und Radar bilden sie die 3D-Textur eines Geoareales sehr realistisch
ab. Diese Multi-Scan-Verfahren kombinieren optische Sensordaten mit perspektivischer 3D-Vermessung (z.B.
Radar oder Pulslaser) und mit den GPS-Daten.
Die kleineren Kamerasysteme findet man oft an Helikoptern,
sowohl für die Fernerkundung wie auch als Zielerfassung. Meistens sind sie montiert in einem Kugelgehäuse,
das kardanisch gelagert jede 3D-Bewegung ausführen kann. Ein vibrationsfreier Kreiselstabilisator sorgt
für richtungsstabile Position.
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